Vom Keller bis zum Dach, ohne Dämmstoffe wird heute nicht mehr gebaut. Die wichtigsten davon im Überblick.
G enau genommen wurde schon vor Jahrtausenden die Behausungen mit Heu und Stroh gedämmt. Die modernen Isolationsstoffe kamen jedoch erst nach der Energiekrise in den 70er Jahren in den Markt. Heute sind sie der wichtigste Faktor um die Energieanforderungen beim Hausbau erfüllen zu können und damit es im Winter schön warm und im Sommer die Hitze draussen bleibt.
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Organisch natürliche Dämmmaterialien
Holzfaser
Weichholzfasern werden in einem Prozess meist aus zerfastem Altholzmaterial gewonnen, welches hauptsächlich aus Fichten oder Tannenholz besteht. Zu einem Brei mit Wasser vermengt werden daraus Platten geformt oder lose als getrocknete Einblasdämmung angeboten. Die Dämmplatten können grundsätzlich mehrfach wieder verwendet werden und sind damit kosteneffizient. Im Vergleich zu anderen Dämmmaterialien gehören diese aber trotzdem zu den teureren Produkten. Die Wärmeleitfähigkeit liegt im mittleren Bereich. Die notwendige Konstruktionsstärke ist somit dicker als bei anderen Dämmstoffen. Eingesetzt werden können Holzfaserdämmungen für Dach, Wände, Böden oder als Trittschalldämmungen. Ein wesentlicher Nachteil ist ausserdem die leichte Entflamm- und Erennbarkeit des Materials. Oft sind zusätzliche nicht brennbare Materialschichten notwendig um den Anforderungen des Brandschutzes zu genügen.
Holzwolle- und Mehrschicht-Leichtbauplatten
Im Allgemeinen bekannt als Kellerdecken Dämmung bestehen die mit Zement oder Magnesit gebundenen Platten aus sichtbar breiteren und langfaserigen Holzspännen, bezeichnet als Holzwolle. Die Platten sind formstabil und werden als Putzträger oder mit sichtbarer Oberfläche zur Schalldämmung bei Decken verwendet. Auch werden diese als Schalungseinlage beim Betonbau eingesetzt um die thermische Leitfähigkeit zu verringern. Die Leichtbauplatten werden oft mit einer weiteren Dämmschicht aus Hartschaum oder Mineralfasern zu Zweischicht- oder Dreischichtplatten verbunden. Aufgrund der kompakten Masse und des mineralischen Bindemittels weist der Dämmstoff insgesamt eine eher geringe Wärmedämmkapazität auf. Dafür ist der Baustoff nur schwer entflammbar.
Zellulosefaserdämmstoffe
Zellulose wird aus mechanisch zerkleinertem und zerfasertem Zeitungspapier hergestellt. Um als Baustoff verwendet werden zu können, werden chemische Zusätze wie Borsalze oder Ammoniumphosphate beigemischt. Diese sollen einerseits ein Befall von Schädlingen verhindern und vor allem die Feuerwiderstandsklasse erhöhen. Das Material bietet aufgrund der Dichte einen guten sommerlichen Wärmeschutz und bietet dadurch auch einen guten Schalldämmwert. Bei der Wärmeleitfähigkeit liegen Zellulosefasern im Mittelfeld. Dafür kann der Baustoff gut Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft aufnehmen und später wieder abgeben. Eingesetzt wird das Material hauptsächlich als Einblasdämmung, seltener als Zellulosematten oder in Pellet Form. Zum Einblasen des Materials ist ein allseitig konstruktiv geschlossener Hohlraum nötig. Das Einbringen erfordert meistens eine spezialisierte Firma um eine gleichmässige Befüllung ohne Hohlstellen zu gewährleisten und um ein, auch nach Jahren, späteres zusammenfallen des Materials zu verhindern.
Schafwolle
Als Dämmmaterial wird die Wolle nach dem Scheren gewaschen und entfettet. Das Material ist sehr anfällig auf Käferlarven und Motten, daher wird anschliessend ein langlebiger Mottenschutz aufgebracht. Grundsätzlich sollten bei der Beschaffung die Hersteller vorgängig geprüft werden. Teilweise wurden als Schutzmittel gesundheitlich bedenkliche Mittel verwendet wovon einzelne bereits Verboten wurden. Auch eine minderwertige oder zu geringen Dosis kann später zu einer bösen Überraschung führen, mit meist einer sehr teuren und aufwendigen Sanierung. Schafwolle wird hauptsächlich in verschieden dicken Matten angeboten. Bei den Eigenschaften zeigt sich die Schafwolle von der besten Seite. Das Material ist diffusionsoffen, geruchsneutral, antistatisch, schmutzabweisend und resistent gegen Schimmelpilze. Es kann ausserdem sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen, bleibt dabei aber aufgrund der vielen Lufteinschlüsse auch im feuchten Zustand wärmedämmend. Positiv ist, dass Schadstoffe und Gerüche in der Luft leicht und dauerhaft durch die Schafwolle gebunden werden. Das natürliche Material wird daher gerne bei belasteten Innenräumen verwendet. Es kann zum Dämmen von Dächern, Wänden und Decken sowie Aussenfassaden genutzt werden. Weiter eignet es sich sehr gut zum Stopfen von Hohlstellen beispielsweise bei Fensteranschlüssen. Preislich liegen die Kosten im mittleren Bereich.
Kork
Aus der Rinde der Korkeiche gewonnen, wird nach einer langen Trocknungsphase zu einem Granulat verarbeitet und bei rund 350° C mittels Wasserdampfs zu Platten aufgebläht. Die Blöcke werden mit durch ein im Kork enthaltene natürlichen Harz zusammengebunden. Die Produkte sind grundsätzlich ohne zusätzliche Behandlung bereits beständig gegen Schimmelbildung, Fäulnis und Ungeziefer. Das Material ist zudem geeignet für eine hohe Druckbelastung und es ist atmungsaktiv. Korkdämmungen wurden bereits sehr früh eingesetzt, beispielsweise zwischen den Schichten eines Zweischalenmauerwerks, als Dämmung von Unterlagsböden oder bei Flachdächern. Aufgrund der heute viel höher geforderten Dämmwerte bei Fassaden und Dächer kommt das Dämmmaterial beispielsweise eher unter Bodenbelägen als Trittschall- und Wärmeschutz vor. Es kann aber auch als zwischen den Sparrendämmung oder unter anderem als Kellerdeckendämmung genutzt werden. Kork hat im Gegensatz zu anderen Materialien aber einen Eigengeruch.
Kokosfasern
Bei der Herstellung werden die Kokosfasern einem Fäulnisprozess ausgesetzt und die übrigbleibenden resistenten Fasern gewonnen. Diese weisen eine sehr hohe Bruch- und Reissfestigkeit auf, sind diffusionsoffen und feuchtigkeitsregulierend sowie alterungs- und ungezieferbeständig. Da Kokosfasern aufgrund des Verfahrens fäulnisresistent sind, kann das Dämmmaterial auch überall dort eingesetzt werden wo ein Risiko gegenüber Feuchtigkeit oder Witterungseinflüsse besteht. Im Allgemeinen weisen Sie ausserdem eine gute Wärme- und Schalldämmeigenschaften auf. Im Innenbereich können die Fasern einen leichten Eigengeruch entwickeln, dafür sind Sie wiederverwendbar und gelten als gesundheitlich unbedenklich. Als Nachteil weisst sich die normale Entflammbarkeit aus, welche konstruktive Lösungen im Brandschutz erfordert. Es ist zwar im Vergleich zu den anderen Dämmstoffen ein teures Produkt, die sehr guten Eigenschaften und die flexible Nutzung relativeren dies wieder.
Hanf, Flachs und Jute
Die Bastfasergewächse sind reichlich als nachwachsende Rohstoffe vorhanden. Beim Kauf sind aber die Anbaugebiete zu berücksichtigen um aufgrund langer Lieferwege keine schlechte Ökobilanz zu erhalten. Der grosse Vorteil dieser Produkte ist ihre recyclierbarkeit und dass diese meist zu 100% biologisch abbaubar sind. Hand und Jute sind mehr oder weniger feuchte empfindlich, Flachs ist dafür resistent gegen Fäulnis und Schimmelbefall. Zudem bedarfs es beim Brandschutz meist einer zusätzlichen Beigabe von Brandschutzmitteln. Für den Bau werden Dämmmatten hergestellt und für Wände, Dächer oder im Bodenbereich eingesetzt. Die Wärme- und Schalldämmwerte sind bei diesem Dämmmaterial insgesamt gut.
Stroh, Schilfrohr und Rohrkolben
Die Materialien zählen wohl zu den ältesten Dämmstoffen die zum Bauen genutzt werden. Die pflanzlichen, nachwachsenden und regional verfügbaren Rohstoffe weisen gute Ökologische Eigenschaften auf und sind einfach zu recyclen. Für den Bau werden die Fasern zu Platten gepresst oder beim Stroh zu Baustrohballen geformt. Grundsätzlich konnte Stroh auch lastabtragend konzipiert werden, meistens wird es aber als Ausfachung in einer Holzkonstruktion zusammen mit einem Lehmputz verbaut. Schilf und Rohrkolben sind resistent gegen Feuchtigkeit, Schädlingsbefall, Fäulnis und Schimmelbildung. Im Gegensatz dazu muss der Baustroh zuerst getrocknet werden und darf nur eine geringe Restfeuchte aufweisen. Im Allgemeinen weisen die Naturprodukte mittlere bis gute Wärmedämmwerte auf. Schilfrohr weisst zudem eine sehr hohe spezifische Wärmekapazität auf und ist somit für den sommerlichen Wärmeschutz bestens geeignet. Ein Nachteil der Dämmmaterialien ist die Brennbarkeit und die damit verbundenen zusätzlich baulichen Massnahmen für den Brandschutz. Dafür ist das Material sehr günstig, bedarf aber eine spezialisierte Unternehmung für eine fachgerechten Einbau.
Quellen
- Bild Archfinder