Flachdächer als Siedlungsbiotope im bebauten Siedlungsraum.
I m meist trockeneren und heisseren Lokalklima auf begrünten Dächern können sich spezialisierte Pflanzen und Tierarten ansiedeln. Diese bieten in Siedlungsraum auch eine wertvolle Fläche zur Vernetzung von einzelnen ökologischen Lebensräume. Im städtischen Raum gewinnen zudem in letzter Zeit Dachbegrünungen stark an Bedeutung, da diese nicht nur Regenwasser zurückhalten, sondern auch die Luft befeuchten und somit in den heissen Monaten die Lufttemperaturen kühlen können. Auch helfen sie Lärm zu absorbieren und filtern die Luft von Feinstaub und anderen Schadstoffen. Eine Dachbegrünung kann auch in wirtschaftlicher Sicht überzeugen. Durch die Pflanzenschicht heizt sich ein Gebäude im Sommer weniger schnell auf und im Winter kühlt es langsamer aus. Ebenfalls ist durch den Aufbau die Dachkonstruktion besser geschützt und weisst dadurch eine deutlich höhere Lebensdauer.
Planung und Konstruktion
Eine Begrünung auf dem Dach erfordert eine erhöhte Planungsexpertise. An dem Standort mit Extremtemperaturen, Trockenperioden und kurzzeitigen Überflutungen bei Starkregen ist die Wahl nach dem standortangepassten Substrat und Saatgut ein wichtiger Faktor zum Funktionieren der Dachbegrünung.
Beim Dachaufbau von Flachdächern mit Begrünung werden grundsätzlich zwei Arten unterschieden; die intensive Dachbegrünung und die extensive Dachbegrünung.
Die extensive Dachbegrünung ist die einfachere Variante unter den Konstruktionsaufbauten. Dazu wird über der Wasserabdichtungsebene oberhalb der Wärmedämmung eine Substratschicht auf das Dach aufgebracht in der je nach Schichtdicke hauptsächlich Pflanzenarten wie Sedumen, Moose sowie Gräser und Kräuter wachsen können. Die Sichtdicke beträgt zwischen 80 bis 150 mm. Empfohlen wird eine höhere Schichtdicke zu wählen da die Artenvielwalt ansonsten stark reduziert wird. Auch die Wasserspeicherfähigkeit des Schichtaufbaus wird damit verbessert.
Bei der intensiven Dachbegrünen ist der konstruktive Aufbau komplexer. Nebst einem stärkeren Substratdicke, welche meist erst ab 250 mm beginnt werden nach Abschluss des normalen gedämmten Dachaufbaus mit der Abdichtungsebene eine Wurzelschutzfolie, eine Speicherschutzmatte, eine Drainageschicht und ein Filtervlies vor dem Aufbringen des Substrats benötigt. Mit einer Schichtstärke bis zu 100 cm kann der Aufbau durchaus einer garten- und parkähnlichen Gestaltung gleichen. Das erhebliche Mehrgewichte ist zwingend in der Planung mit zu berücksichtigen und die Statik ist dementsprechend zu dimensionieren. Dafür wachsen darauf nicht nur Gräser, sondern auch kleine und grössere Sträucher bis hin zu Kleinbäume und ermöglichen einen grünen Erholungsraum. Die Kosten sind nicht nur bei der Erstellung höher, sondern auch im Unterhalt. Bei grösserer Bepflanzung kann auch eine periodische künstliche Bewässerung von Nöten sein.
Solarenergie und Dachbegrünung
Während in den Anfängen bei Photovoltaik- und Solaranlagen eine Begrünung wegen dem etwas höheren Unterhalt und möglicher Verschattung der Paneele meist abgesehen wurde, hat man heutzutage die Vorteile der Kombination erkannt. An einem heissen Sommertag kann auf einem reinen Kiesdach die Oberflächentemperatur schnell einmal auf 80° C und mehr steigen. Bei diesen Temperaturen fällt der Wirkungsgrad einer Photovoltaikanlage deutlich ab. Mit einer Begrünung übersteigen die Temperaturen kaum die 40° C und eine Solaranlage produziert merklich mehr Strom.