Alles über Fenster – Fenstertypen, Rahmenmaterialien, Lebensdauer, Wärmedämmung, Kosten und mehr.
F enster sind ein wichtiger Bestandteil eines Gebäudes. Sie erlauben die Sicht nach Aussen, erhellen die Wohn- und Arbeitsräume und können sogar ganze Häusser passiv heizen.
Geschichte
Von der Antike bis zur Neuzeit haben sich Fenster laufend weiterentwickelt. Öffnungen in Räumen sind seit jeher Teil von Häusern. Die ersten Öffnungen wurden wahrscheinlich noch mit Materialien wie Tierhäute, Pergament oder Leinenstoff verschlossen. Von den Germanen stammt der Begriff «vindauga», was sich zu «Windauge» übersetzen lässt. Auch das englische Wort «window» deutet auf diesen Ursprung hin.
Die ersten echten Glasfenster kannte man in der Antike. Mit der Romanik und später in der Gotik kamen vor allem bei Kirchen farbige Scheiben hinzu. In der Renaissance entwickelte sich das Rechteckfenster zum Standardrepertoire in Architektursprache und wurde zum dominierenden Element der Fassadengestaltung. Mit der Industrialisierung wurden die Fensterflächen immer grösser und gipfelten im Höhepunkt dem in London erstellten Kristallpalast an der Weltausstellung 1851. Mit der Moderne der 1920er und 1930er Jahre entstanden Ikonen der Architekturgeschichte worin das Fenster eine zentrale Rolle spielt.
In der heutigen Zeit haben Fenster sehr viele Anforderungen zu erfüllen. Von hochwertigen Dämmwerten, als Schallschutz gegenüber Strassenlärm, mit unregelmässigen Formen oder sogar gebogenen Scheiben bis hin zu statisch tragender Verglasung ist mittlerweile fast alles möglich. Und zukünftig werden Fenster und Verglasungen selbst zur Energiegewinnung (Archfinder Tipps - Solarfassaden) eingesetzt.
Fenstertypen
Einfachfenster, Doppelverglasung, Thermoverglasung
Das Einfachfenster gilt als die älteste Ausführung und war bis zu den 1820er Jahren der Standard. In den 1950er Jahren kamen dann doppeltverglaste sowie später die heute bekannten Thermoverglasungen zu den Fenstertypen hinzu.
Doppelfenster
Bei älteren Liegenschaften sind Doppelfenster noch oft anzutreffen. Meistens auch als Vorfenster beziehungsweise Winterfenster welches in der warmen Jahreszeit demontiert wurde und im Winter wieder in die Fensterleibung eingesetzt wurden. Dies war der Vorläufer der Doppel- oder Thermoverglasungen.
Blindfenster
Als Blindfenster wird eine Wandnische bezeichnet die das Erscheinungsbild eines Fensters hat und ist hauptsächlich bei älteren Gebäuden im städtischen Kontext anzutreffen. Oft sind diese Fassadennischen auch noch angemalt um die Illusion eines echten Fensters zu erzeugen.
Material
Holzfenster
Holz ist der älteste Werkstoff für Fenster. Dieses Material weist auf natürliche Weise eine relativ gute Wärmedämmwert aus und ist einfach zu verarbeiten. Die Äussere Oberflächenbehandlung ist aufgrund von Witterungseinflüssen dabei aber öfters zu unterhalten.
Holz-Metallfenster
Als Weiterentwicklung entstanden die Holz-Metallfenster. Diese sind heutzutage der Standard beim Fensterbau. Ein aus Aluminium gefertigtes Strangpressprofil wird Aussen auf den Rahmen aufgesetzt. Aluminium ist dabei witterungsbeständig, langlebig, robust und wartungsarm. In der Herstellung lässt es sich zudem ebenfalls leicht verarbeiten.
Kunststofffenster
Mit der Verbreitung und Entwicklung der Kunststoffindustrie wurden vor allem in den 80er und 90er Jahre Kunststofffenster verbaut. Der Rahmen enthält dabei teils Verstärkungen aus Aluminium, Stahl oder glasfaserverstärktem Kunststoff.
Die Probleme dieses Materials zeigte sich oft erst später. Die erste Generation dieses Fenstermaterials hatte mit den verflüchtigenden Weichmachern zu kämpfen. Die Fensterrahmen wurden mit der Zeit spröde und brüchig. Auch zeigten sich teilweise Verfärbungen - ein gelbstich - über die Lebenszeit. Heutige Kunststofffenster haben diese Probleme nicht mehr.
Der grösste Nachteil war aber bauphysikalischer Art. Sehr oft wurden diese Fenster in Altbauten eingesetzt welche keine Fassadendämmung aufwiesen. Aufgrund des sehr viel dichteren Materials gegenüber den ursprünglichen Holzfenster kam kein Luftaustausch mehr zustande und es kann sehr oft zu Schimmelbildung führen. Weitere Infos Archfinder Tipps - Schimmepilz im Haus
Stahlfenster
Ursprünglich aus einfachen Winkelprofilen als einfache Verglasung sind heutzutage Ausführungen mit thermischer Trennung und Mehrfachverglasung problemlos möglich. Stahlprofilfenster sieht man hauptsächlich bei Öffentlichen Gebäuden oder bei komplett verglasten Fassaden. Die Profile haben eine deutlich höhere Festigkeit. Dadurch lassen sich gleichzeitig auch besonders schlanke Rahmen und Sprossen bilden.
Lebensdauer
Bei Fenster geht man heute im Durchschnitt von einer Lebensdauer von rund 25-30 Jahren aus. Dies ist hauptsächlich auf die Thermische Isolation zurück zu führen. In diesem Bereich haben sich über die letzten Jahrzehnte die erreichten Dämmwerte massiv verbessert.
Aus welchem Jahr aber überhaupt ein Fenster stammt kann nicht immer einfach ermittelt werden. Bei 2-fach Isolierverglasungen wurden zu Beginn Glasabstandshalter aus Metall verwendet. Diese tragen oft ein aufgedrucktes Datum der Produktion. Damit lässt sich bis ungefähr ab 1980 bis 2000 den Produktionszeitpunkt ablesen. Zwischen 2000 bis ca. 2008 wurden zwar weiterhin Metallabstandshalter verwendet, aber keine Kennzeichnungen mehr aufgedruckt. Danach folgte bis heute Glasabstandshalter aus Kunststoff da mit der deutlich besseren Wärmedämmung des Glases teils ein Schimmelbildungsproblem bei den Glasfugen entstand durch die sehr kalten Metallhalterungen.
U-Werte (Wärmedurchgangskoeffizient)
Bei Einfachverglasung, also nur einer Scheibe wird ein U-Wert von 5.5 W/m2K oder höher geschätzt. Der U-Wert ermittelt wie viel Wärme durch eine Konstruktion hindurch fliesst und sich somit in höheren Heizkosten im Winter bzw. mittlerweile Kühlleistung im Sommer widerspiegelt.
Die ersten Doppelverglasungen liegen je nach Alter zwischen einem U-Wert von 3 bis 2 W/m2K.
Erst ab den 1980er kamen dann die ersten Fenster mit guter Wärmedämmung zu Verwenden. Die Doppelverglasung mit Gasfüllung im Zwischenraum erlaubten U-Werte unterhalb 2 W/m2K. Die Bestwerte kamen aber nur bis rund 1.4 W/m2K.
Erst mit der breiten Einführung der 3-fach Verglasungen ab der Jahrtausendwende gingen die Werte noch tiefer runter. Heute sind Fenster mit einem U-Wert von 1.0 W/m2K oder besser von Gesetzeswegen bei Neubauten und Sanierungen gefordert.
Sehr viel tiefer werden die Werte aber in näherer Zukunft kaum kommen. Zwar gibt es noch Potential mit Vakuumverglasungen die zumindest beim Glas selbst bessere Werte erzielt, dafür wird der Rahmen aber sehr viel komplizierter beziehungsweise grundsätzlich zum Problem da auf wenigen Zentimeter ein grosses Temperaturgefälle besteht.
Kosten
Die Kosten für Fenster können je nach Bestellungsumfang, Glasgrössen, Fenstereinteilungen, usw. natürlich sehr unterschiedlich ausfallen. Grundsätzlich sind Holz-Metallfenster heute die zwar teuerste aber im Unterhalt deutlich langlebigere Variante. Hierbei fallen Kosten zwischen 800 - 1'200.- CHF (Stand 2023) pro Quadratmeter Fensterfläche an, inklusive Lieferung und Montage. Reine Holzfenster selbst sind meist nur geringfügig günstiger und bei Kunststofffenster kann mit einer Preisreduktion um die 10 bis 15% gerechnet werden.
Quellen
- Bild Archfinder